Lust auf Party
Kennst du das? Du hast mal wieder Lust auf eine Party. Und zwar eine Party, die bei dir zuhause stattfindet. Also eine, die du selber organisierst.
Der erste Impuls ist da. “Ach das wär’ doch schön. Mal wieder alle meine Freunde einladen. Also vielleicht nicht alle… aber ein paar wenigstens. Die Wichtigsten. So ein richtig netter Abend, wo wir mal wieder so richtig das Leben feiern. Geniessen, lachen, vielleicht sogar tanzen. Natürlich auch lecker essen und ein Gläschen trinken.”
Das grosse Aber
Kennst du auch das? Der Impuls war da, der Entschluss ist noch nicht gefasst. Das Bild ist noch unscharf. Und schon sind sie da, die vielen Aber. So viele, bis sie sich zu einem einzigen, riesigen Aber zusammengesammelt haben.
“Ich habe gar nicht so viele Teller. Und Gläser besitze ich auch nicht genug. Ich kann doch nicht Plastikgeschirr anbieten. Wie sieht das denn aus?
Wo sollen die Gäste überall sitzen? Ich habe nicht genügend Stühle. Sonst müssen die einen noch stehen. Das wäre ja echt peinlich.
Und was soll ich überhaupt kochen? Für so viele Leute kann ich das gar nicht.
Und eigentlich, wenn ich es mir so richtig überlege, habe ich gar keine Zeit, das alles zu organisieren. Das gibt viel zu viel Arbeit.”
Weitere Aber kommen
“Wen lade ich denn überhaupt ein? Und was mache ich, wenn die Hälfte absagt? Meinst du, die kommen überhaupt? Die haben doch gar keine Zeit. Vielleicht haben die auch was Besseres vor, als zu mir zu kommen. Heutzutage wo so viel los ist überall.
So wichtig bin ich nun auch nicht, dass Luisa vielleicht mal ihr Yoga schwänzen würde. Und wenn ich die Party auf einer Donnerstag lege, ist vielleicht Mona nicht dabei. Sie geht dann doch immer in die Sauna, oder nicht?”
“Hm… ich glaube, das wird nix. Ach, was mach’ ich mir den Aufwand eigentlich. Hat doch eh keinen Wert. Spar’ dir den Frust lieber und mach’ dir einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher.”
Prosecco von der Tankstelle
“Ja aber irgendwie wär’s schon auch schade, wenn ich’s nicht mache. Letztes Mal war’s doch ganz nett, als wir uns gesehen haben. Letztes Mal? Wann war das eigentlich? Phuh, das ist aber schon ein Weilchen her. Also mindestens 3 Jahre glaube ich. Oder waren es sogar 5?
Ach ja damals, bei der Wohnungseinweihnung. Ja klar. Aber das war ja was anderes. Da hatte ich noch die Ausrede, dass ich ja erst frisch eingezogen bin. Da standen noch die Kisten rum und wir haben uns beim Italiener Pizza bestellt. Dazu einen Prosecco von der Tankstelle und gut war’s. Wir hatten definitiv unseren Spass.”
“Tja, aber heute geht das ja wohl nicht mehr. Einfach eine Pizza bestellen und eine Flasche billigen Fusel im Pappbecher dazu servieren. Heute braucht’s was Rechtes. Ich meine, wie sieht das denn überhaupt aus? Was würden die über mich denken?”
3 Wochen später
Das Bild hat klarere Konturen bekommen. Die Entscheidung ist gefällt. Die Freunde sind eingeladen, die ersten haben bereits voller Freude zugesagt. Was hat die Wende gebracht?
Ein ausführliches und ehrliches Gespräch mit einer guten Freundin hat dir Mut gemacht. Du hast realisiert, dass es nicht so sehr auf die kulinarischen Höhenflüge drauf ankommt. Dass es in erster Linie drum geht, dass sich Menschen begegnen und austauschen. Und dass du die Plattform bieten möchtest dafür.
Du weisst auch, dass die echten Freunde dich nicht nach den angebotenen Sitzgelegenheiten beurteilen. Oder bemängeln, dass die Fensterscheiben nicht geputzt sind. Wenn du ehrlich mit dir selber bist, weisst du, dass es sogar eine Entlastung – auch für deine Freunde – sein kann, wenn nicht alles perfekt ist. Perfektionismus ist anstrengend – nicht nur für dich.
©Depositphotos | loriklaszlo
Deine Freunde freuen sich, wenn sie dich am Fest entspannt antreffen. Ob es dann eine grosse Schüssel Spaghetti gibt oder sie sich bei einem deftigen Eintopf über die alten Zeiten unterhalten, ist dann nicht mehr wirklich entscheidend. Hauptsache, sie sehen sich überhaupt und haben Spass.
Wäre doch schade, wenn solch’ wunderbare Gelegenheiten wegen einem überhöhten Anspruch ungenutzt an dir vorbeistreichen würden.
Du willst Champagner?
Und wenn du dir die Zeit nehmen und unbedingt die Champagnerkelche polieren und den Lachs tranchieren willst: Go for it! Wenn es dein Stil ist und du dich wohl und gelassen fühlst dabei, wunderbar. Dann werden sich auch deine Gäste wohlfühlen. Und darum geht es ja, finde ich.
Lebensfreude-Schub
Was mich zu diesem Text inspiriert hat? Eine Party, die ich letztens gegeben habe. Ein toller Abend mit wunderbaren Menschen, schönen Begegnungen und spannenden Gesprächen. Für mich ein absoluter Lebensfreude-Schub, der noch tagelang nachklingt.
Wann lässt du es das nächste Mal partymässig so richtig krachen?
