Frei sein
Urlaub: Die Zeit, um runterzufahren und Batterien aufzuladen. Für viele Menschen ist am Urlaub etwas vom Schönsten, die Zeit im eigenen Tempo und nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen gestalten zu können. In den Tag hineinleben zu können, keine Termine wahrnehmen zu müssen, frei zu sein.
Zurück im täglichen Trott fühlt es sich dann oft eher eng und gefangen an. Vielleicht ist es auch tatsächlich so, dass da im Moment nicht so viel Spielraum ist, wie man ihn sich wünscht. Vielleicht sind da aber bei sorgfältigem Hinschauen doch mehr Möglichkeiten, sich im Alltag zumindest kleine Freiheiten rauszunehmen?
Easy, please
Mein Vorschlag für die Zeit nach der Rückkehr: Lass es möglichst langsam angehen. Bleib entspannt.“Ha, leichter gesagt als getan, Sabina!” Stimmt! Manchmal holt uns der Alltag nur allzu schnell wieder ein. Ich finde: Einen Versuch ist es allemal wert.
Wie kann es gelingen?
Sei grosszügig mit dir! Manchmal sprechen wir ja sehr streng und unfreundlich mit uns. So im Stil von “Jetzt hattest du es 3 Wochen lang schön. Das ist nun vorbei. Jetzt musst du wieder ran. Und zwar richtig!”Sowas erzeugt Druck und Frust. Wenn wir es ausbalanciert betrachten wissen wir, dass wir unseren Motor erst wieder langsam auf Touren bringen und nicht von 0 auf 100 auf’s Gas treten.
Kopfüber muss nicht sein
Gib dir Zeit und stürz dich nicht kopfüber in die Arbeit.
- Muss das heikle Meeting wirklich grad in den ersten Tagen stattfinden?
- Müssen bis am ersten Abend tatsächlich alle Mails abgearbeitet sein?
- Die Fenster sind so schmutzig und die Vorhänge auch. Die können bestimmt noch ein bisschen warten.
Nimm es so ruhig, wie es deine Umstände erlauben. Oft ist nämlich unsere eigene Erwartungshaltung deutlich höher als diejenige von anderen an uns.
Morgens
Wie wäre es, wenn du dir morgens 15 Minuten mehr Zeit für dich nimmst? Was hast du im Urlaub besonderes geschätzt, was du dir jetzt wieder ein bisschen herholen könntest?
- Ein ausgiebiges Frühstück – vielleicht sogar auf dem Balkon?
- Einfach nur eine schöne Tasse Kaffee oder Tee?
- Die 5 Tibeter?
- Tolle Musik hören?
- Oder sich einfach im Bad länger Zeit lassen zu können?
Für mich war es dieses Jahr zum Beispiel täglich ein Genuss, meinen Urlaubsroman Seite für Seite zu Ende zu lesen. Und als er fertig war, habe ich mir grad nochmals ein neues Sommer-Gute-Laune-Buch geholt.
Mittags
Darfs in der Mittagspause eine kleine Abwechslung sein? Vielleicht gönnst du dir etwas Besonderes und probierst ein neues Restaurant aus? Eines, in welchem Gerichte aus dem Ferienland auf der Karte stehen?
Abends
Musst du wirklich wieder unmittelbar in dieselbe Feierabend-Routine zurückkehren? Oder gibt’s Sachen, die du schon längst mal ausprobieren wolltest? Wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, die längst gefassten Vorsätze in die Praxis umzusetzen?
- Die Anmeldung zum Salsa-Tanzkurs?
- Endlich asiatisch Kochen lernen?
- Was könnte deine Woche versüssen und dir regelmässig etwas Ferienfeeling vermitteln?
- Und: Verabrede dich nach Feierabend. So hast du einen guten Grund, das Büro pünktlich zu verlassen.
Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub
Im Urlaub habe ich interessanterweise immer schon viele Ideen, wo ich meine nächste Auszeit verbringen möchte. Gut gegen den After-Holiday-Blues ist für mich deshalb, mich – kaum zuhause – mit den nächsten Ferien zu beschäftigen.
- In Katalogen stöbern
- Websites anschauen
- Oder Ferienerlebnisse von Freunden als Input nehmen
- Und natürlich im Kalender schon mal nach möglichen Daten schauen
Erinnerungen teilen
Was auch helfen kann: Setz dich nach dem Urlaub mit Freunden zusammen. Vielleicht sogar beim Griechen oder beim Italiener. Oder gemütlich zuhause. Schau Fotos an. Erzähl von deinen Urlaubs-Abenteuern. Der Termin lässt sich übrigens bereits vor der Abreise einplanen. Triff dich mit Menschen, die sich dafür interessieren, wie und wo du dich erholt hast.
Fotos überall
Oder magst du dir die besten Urlaubsfotos ausdrucken? Und sie gut sichtbar in der Wohnung oder am Arbeitsplatz verteilen?
Antipasti und Co.
Schlendere über den Markt und kaufe frisches Gemüse und Früchte ein. Lass dich treiben, geniess die Stimmung. Eben ein bisschen wie im Urlaub. Vielleicht gehören noch eingelegte Oliven oder andere leckere Antipasti auf die Liste. Ein knuspriges Baguette dazu und freu dich auf einen gemütlichen Abend.
Mittwoch statt Montag
Den ersten Arbeitstag auf den Mittwoch zu verlegen, ist ein guter Trick, langsam wieder einzusteigen. 3 Tage und schon ist wieder Wochenende angesagt (vorausgesetzt, du arbeitest eine Montag bis Freitag-Woche). Quelle: CashSchon zu spät für dieses Mal? Vielleicht planst du es dir für den nächsten Urlaub ein?
Und wenn’s besonders schön war?
Ein langer und wunderbar erholsamer Urlaub kann dir deutlich zeigen, was dir gut tut und was du eigentlich brauchst, um in deiner Kraft und voller Lebensfreude zu sein. Vielleicht lachst du in den Ferien viel öfters und bist ganz einfach besser gelaunt? Das wäre wünschenswert.
Nun stellt sich die Frage: Woran liegt das? Welche der Urlaubszutaten hast du zuhause auch? Und welche wären wichtig, damit dein Leben auch zwischen den Urlauben noch attraktiver ist?
- Pausen: Brauchst du mehr Pausen? Vielleicht ab und zu ein kleines Highlight zwischenendurch? Ein Wochenende mit lieben Menschen? Ein spontaner Kurztrip nach Paris? Oder sportliches Wandern in den Bergen?
- Freunde: Welche Menschen in deinem Leben tun dir eigentlich gut? Und welche kosten dich Energie? Was bedeutet das für dich und deine Lebensqualität?
- Partnerwunsch: Wenn du Single bist: Wurde dir deutlich bewusst, wie sehr du dir eine Partnerschaft wünschst? Ist jetzt der Moment gekommen, dich ernsthaft darum zu kümmern?
- Hobbies: Welche Hobbies erfüllen dich und wo bist du vielleicht aus Pflichtgefühl noch immer dabei? Was möchtest du eigentlich wirklich tun?
- Wohnung/Wohnort: Da können aber natürlich auch grössere Themen zur Sprache kommen: Lebst du am richtigen Ort? Wärst du lieber auf dem Land oder in der Stadt? Gefällt dir deine Wohnung noch? Passt sie noch zu dir?
- Job: Und natürlich ganz wichtig: Bist du im richtigen Job? Erfüllt er dich? Gehst du mit Freude deiner Tätigkeit nach? Oder fürchtest du dich vor dem Montag und lebst für die Wochenenden?
Die Tricks sind nutzlos
Manchmal ist insbesondere ein gelungener Urlaub das Sprungbrett zu einer Veränderung. Die Rückkehr gestaltet sich zäh. Alle obigen – und weiteren – Tricks helfen nicht mehr. Es muss was passieren. “So kann’s nicht mehr weiter gehen. Jetzt pack’ ich’s an.”
Bestand aufnehmen
Meist beginnt Veränderung mit einem ehrlichen und mutigen Blick auf deine aktuelle Lebenssituation. Eine Bestandesaufnahme sozusagen.
Und dann kommt die Frage: Was kann ich tun? Was davon kann ich beeinflussen? Womit gilt es, sich zu arrangieren? Oder eben nicht mehr?
Was könnte ein erster Schritt zu mehr Lebensqualität sein?
Was ist dein Geheimrezept?
Und falls du zu den Menschen gehörst, die fröhlich und gelassen wieder in den Alltag eintauchen. Was ist dein Geheimrezept? Magst du es mir verraten? Ich freue mich auf deinen Kommentar oder deine Privatnachricht.
Hinweis
Teile aus diesem Artikel wurden am 11. August 2015 in der Zeitung “20 Minuten” veröffentlicht. Hier der Link dazu.