Wenn ich höre, was ich sage, weiss ich, was ich denke
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Geht es Ihnen manchmal auch so?
Also dass Sie erst dann richtig realisieren, was Sie eigentlich denken, wenn Sie es ausgesprochen haben. Also dann, wenn Sie Ihren Gedanken eine Stimme gegeben haben.
Also bei mir ist es definitiv so. Ich funktioniere so.
Ach Quatsch
Und zwar oft dann, wenn ich ein Problem habe. Ich drehe und wende es im Kopf rum. Grüble, studiere, komme zu keiner befriedigenden Lösung. Überlege hin und zurück. Denke plötzlich “das ist es!”, nur um es Minuten oder Stunden später wieder zu verwerfen. “Ach, doch Quatsch! Geht’ doch gar nicht!”. Manchmal geht so ein Denkprozess über Tage. Phuh! Das wird – ehrlich gesagt – oft a bisserl mühsam, um’s mal nett auszudrücken.
Und dann endlich beschliesse ich, jemanden in meine Gedanken, mein gefühlt riesiges Problem, einzuweihen. Vielleicht meinen Partner. Vielleicht meine Freundin. Vielleicht ist‘s auch gar kein bewusster Entscheid. Vielleicht ergibt es sich einfach so.
Und auf einmal ist mein Gedanken-Wirrwarr draussen. Laut ausgesprochen. Gesagt. Ah, endlich! Wie befreiend.
Ich hör’s auch
Und wenn der andere einfach nur gut zuhört, höre ich es plötzlich selber auch.
Ich höre, was es da so redet. Ich sehe die Worte vor mir. Ich habe sie quasi auf den Tisch gelegt und kann sie vor mir sehen. Und dann kann ich sie lesen, deuten, verstehen. Als wären sie sorgsam in einem Notizheft aufgeführt.
Da tun sich dann Aha-Momente auf. Und ich bin der Lösung meist schon einen grossen Schritt näher. Oder ich hab’ sie tatsächlich schon. “Ah ja, klar. Logisch. Ist ja gar nicht so tragisch/kompliziert/schwierig. Wieso bin ich nicht schon früher drauf gekommen?”
Nix getan
Bei meinem Gegenüber bedanke ich mich hinterher überschwenglich: „Oh du hast mir so geholfen! Vielen Dank! Ich bin so froh. Nun weiss ich wieder weiter“. Was ihn oder sie verdutzt zurücklässt. „Ich habe doch gar nix getan“ ist dann oft die Antwort.
Wirklich nicht?
Ist das so, dass du nix getan hast? Ich finde nicht. Du hast mir aufmerksam zugehört. Hast meinem Problem Beachtung geschenkt, ihm Raum gelassen. Und mir die Möglichkeit gegeben, etwas für mich Wichtiges auszusprechen. Oft reicht es eben völlig, einfach nur “sein Ohr zu leihen”.
Wann ging es Ihnen das letzte Mal so?
Dass Sie wussten, was Sie denken, als Sie hörten, was Sie sagten?
